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Foto: Björn Bores
11.11.2019

21. Fachtagung: Gemeinsam zum Erfolg – Wenn es alleine nicht mehr weiter geht

21. Fachtagung Führen von Einsatzkräften des Münchner Roten Kreuzes im Klinikum Großhadern

Mehr als 300 Führungskräfte der Hilfsorganisationen trafen sich heute im Klinikum Großhadern zur Fachtagung „Führen von Einsatzkräften“ des Münchner Roten Kreuzes. „Gemeinsam zum Erfolg – wenn es alleine nicht mehr weitergeht“ lautete das Motto der 21. Auflage der Veranstaltung.

Bayerisches Zentrums für besondere Einsatzlagen

Los ging es mit einer Vorstellung des Bayerischen Zentrums für besondere Einsatzlagen. Daniel Pröbstl stellte die Entstehungsgeschichte des Zentrums und den aktuellen Sachstand dar. Das Zentrum dient der Fortbildung der Einsatz- und Führungskräfte der Hilfsorganisationen und wird aktuell mit modernster Simulations- und Schulungstechnik ausgestattet, um unter möglichst realistischen Bedingungen auch Extremsituationen erlebbar zu machen. Aktuell sind erste E-Learning-Inhalte online, nach ersten Pilotlehrgängen soll im Dezember der Präsenzbetrieb starten.

Planungsstand zur Fußball-Europameisterschaft 2020

Peter Hornburger von der Berufsfeuerwehr München stellte im Anschluss den aktuellen Planungsstand zur Fußball-Europameisterschaft 2020 vor mit besonderem Fokus auf den Austragungsort München, wo drei Gruppenspiele und ein Viertelfinalspiel stattfinden werden. Hornburger ging dabei vor allem auf die Unterschiede zur WM 2006 ein, weil sich die Konzepte und Strategien seither deutlich weiterentwickelt haben. Neben dem Grundschutz für das „Tagesgeschäft“ neben der EM richten sich die Vorbereitungen auf bestimmte Einsatzszenarien, die auf Basis der aktuellen Gefährdungslage besonders wahrscheinlich sind. Ziel sei, möglichst alle Schwerverletzten nach rettungsdienstlichen Standards zu behandeln und binnen einer Stunde in eine geeignete Klinik zu bringen.
Neben einer deutlichen Erhöhung von Einsatzkräften und Fahrzeugen sollen dazu vor allem etablierte, bekannte Einsatzkonzepte und -prozesse genutzt werden. Er stellte zudem die Aufgabenverteilung zwischen Integrierter Leitstelle und Gefahrenabwehrleitung dar. Die geplanten Abläufe werden aktuell in mehreren Übungen erprobt und überprüft.

Einsatzberichte

Einen Schwerpunkt bildeten wieder Einsatzberichte, bei denen die Teilnehmer*innen aus erster Hand Einblicke in größere Einsätze erhielten und die dabei gemachten Erfahrungen reflektieren konnten. Den Auftakt machte Constantin Ahrens von der Berliner Feuerwehr mit einem Rückblick auf den Stromausfall in Köpenick im Februar 2019. Er betonte dabei die Auswirkungen auf den Alltag von 70.000 Einwohner*innen in 30.000 Haushalten und vor allem besondere Einrichtungen wie Kliniken und Pflegeeinrichtungen. Zudem betonte er die Herausforderungen im Hinblick auf die Warnung und Information der Bevölkerung, auf kritische Infrastrukturen wie Mobilfunk-, Fernwärme- und Trinkwassernetz sowie bei der Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure aus Verwaltung, Energieversorgern und Einsatzorganisationen. Die Beteiligten in Berlin haben den Einsatz umfangreich ausgewertet und Konsequenzen für Einsatzplanung, interne Prozesse, Übungen und Ausstattung gezogen.

Direkt im Anschluss berichteten Florian und Maximilian Gottstein und Florian Meier über den Einsatz bei der Schneekatastrophe in Bayern am Beispiel des Landkreises Miesbach. Die drei beschrieben aus einsatztaktischer und medizinischer Sicht die Besonderheiten dieses Ereignisses, das sich über 12 Tage hinzog. Sie betonten die Notwendigkeit der überörtlichen Hilfe bis hin zur Bundeswehr, die vor allem beim Abschaufeln überlasteter Dächer wertvolle Hilfe leistete.
Auch bei diesem Einsatz spielte die koordinierte Zusammenarbeit verschiedener Akteure und Partner und das parallele Abarbeiten des „Tagesgeschäfts“ und der besonderen Einsatzlage eine Schlüsselrolle. Die dynamische Lageentwicklung über viele Tage, die Besonderheiten ländlicher Regionen, die Versorgung von insgesamt 8.500 externen Einsatzkräften mit der zugehörigen Logistik und der außergewöhnlich langanhaltende Schneefall, aber auch die eigene Betroffenheit der lokalen Einsatzkräfte waren besondere Herausforderungen dieses Einsatzes.

René Rosenzweig sprach über ein schweres Busunglück in Ammerndorf (Landkreis Fürth) am 15.11.2018. Er schilderte die taktischen Überlegungen zum schnellen Transport der Patienten, zur räumlichen Struktur der Einsatzstelle und zu Herausforderungen, die durch spontane Aktionen von Beteiligten entstehen. Im konkreten Fall hatte ein unbeteiligter Bus in guter Absicht unabgestimmt die leichtverletzten Patienten abstransportiert, was zu einiger Verwirrung führte. Insgesamt wurden 28 Patienten verletzt, sieben davon schwer. Die Abläufe an der Einsatzstelle und auch die Patientenverteilung auf umliegende Kliniken haben gut funktioniert, insgesamt waren rund 200 Helfer*innen beteiligt.

Still im Saal wurde es, als Johannes Schweitzer den Einsatz nach der Explosion eines Einfamilienhauses in Rettenbach schilderte, bei dem ein Familienvater und seine Tochter starben. Bei diesem Einsatz zeigte sich besonders der Stellenwert einer guten Zusammenarbeit der unterschiedlichen Expert*innen und Fähigkeiten an der Einsatzstelle, weil technische Rettung, Rettungshundestaffeln und Kräfte der Psychosozialen Notfallversorgung Hand in Hand arbeiten mussten. Die unklare Anzahl vermisster Personen war eine erhebliche Belastung für die Einsatzkräfte, da anfangs von bis zu sieben Verschütteten ausgangen wurde. Die Zahl reduzierte sich nach intensiven Recherchen auf drei Personen. Während die Mutter leben gerettet wurde, konnten der Vater und schließlich die Tochter nur tot geborgen werden. Auch die unklare Ursache der Explosion und damit verbunden die möglichen Gefahren für die Einsatzkräfte sowie das große Medieninteresse hatten großen Einfluss auf das Vorgehen in diesem Einsatz.

Grenzüberschreitender Rettungsdienst

Manfred Maurer rundete die Tagung ab mit seinem Bericht über den grenzüberschreitenden Rettungsdienst zwischen Tschechien und der Oberpfalz. Hier spielt vor allem die Kommunikation eine entscheidende Rolle, angefangen bei der Sprache über die Funkkommunikation und Fahrzeugortung und -alarmierung bis hin zu Dokumentationssystemen bei großen Schadensfällen. Die Koordination der beteiligten Organisationen mit zum Teil regional unterschiedlichen Rettungsdienstsystemen, die Klärung rechtlicher Rahmenbedingungen, die gegenseitige Anerkennung von Berufsabschlüssen und die verschiedenen Ausstattungskonzepte waren weitere Handlungsfelder, die durch intensive Zusammenarbeit und gemeinsame Übungen geklärt und verbessert wurden.

Teilnehmer*innen von Hilfsorganisationen aus ganz Bayern

Die Fachtagung dient der Fortbildung von beruflichen und ehrenamtlichen Führungskräften der Hilfsorganisationen aus ganz Bayern. Die Veranstaltung wird von einem ehrenamtlichen Team des Münchner Roten Kreuzes organisiert. Was 1999 als interne Führungskräftefortbildung begann, findet 2019 bereits zum 21. Mal und mit deutlich überregionaler Teilnehmerschaft statt. Dadurch gewinnen auch der Vernetzungsaspekt und die begleitende Fachausstellung immer mehr an Bedeutung. „Ich bin immer wieder begeistert, wie routiniert und professionell unser Tagungsteam die Fachtagung vorbereitet und durchführt“, sagt Karl-Heinz Demenat, Vorsitzender des Münchner Roten Kreuzes, der die Veranstaltung eröffnete. „Danke an alle, die die Veranstaltung möglich und erfolgreich machen. Das sind neben unserem Tagungsleiter Volker Ruland und seinem Team vor allem die Fachaussteller, die einen wichtigen finanziellen Beitrag leisten und natürlich die Teilnehmer*innen, die mit ihrer Nachfrage das Team immer wieder anspornen.“

Zum Vormerken bereits der Termin für die 22. Münchner Fachtagung 2020: 7.11.2020.

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