Repor t gene Unterwäsche, Spielzeug, Handtaschen. Schuhe sind auch dabei. „Alles Spenden“, sagt Iris Bölt. Wird Ware abgegeben, schaut das Team jedes Stück kritisch an, prüft auf Fle- cken und Schäden. Alles, was zu abgetragen wirkt, sortieren sie aus, aber manchmal ha- ben sie Glück, und ein Teil ist noch brandneu, der klassische Fehlkauf. Was für gut befun- den wird, landet im Sortiment. Zurzeit wartet im Laden die Winterkleidung auf Abnehmer, Sommertextilien werden nicht mehr angenommen. Auffallend ist, dass mehr Damen- als Herrenmode abgegeben wird. „Die Frauen kau- fen sich halt öfter was Neues und sortieren dann aus“, weiß Iris Bölt. Mittlerweile leitet sie die Kleiderkammer Solln. Alice Jahreiß-Ehrl kam vor anderthalb Jahren dazu. Die pensionierte Lehrerin wollte sich ehrenamtlich engagieren und nahm Kontakt zum Roten Kreuz auf. „Die Kleiderkammer konnte ich mir gut vorstellen.“ Ihre Dienste emp- findet sie als sehr befriedigend. „Wenn die Leute etwas Passendes fin- den, sind sie so begeistert, dass auch wir uns freuen.“ P O ST PAT E N S C H A F T „Die meisten sagen: Verwaltungskram.“ Dr. Elisabeth Träder erklärt ihre Sichtweise: „Für mich ist Verwaltung kein Kram, sondern etwas Schönes.“ Danach habe man seine Papiere aussortiert und geordnet, sei zufrieden. In den letzten 18 Jahren ihres Berufslebens arbeitete sie als Verwaltungsleiterin, mit 35 Mitarbeitenden. „Das war genau der richtige Job für mich. Dieses Ordnende ist auch heute noch meine Leiden- schaft.“ So kann man das Ehrenamt der 73-Jährigen getrost als logische Folge ihres beruflichen Wirkens bezeichnen. Als Postpatin betreut sie Klienten der Beratungs- stelle für ältere Menschen und Angehörige des Münchner Roten Kreuzes, die selbst nicht in der Lage sind, ihre Unterlagen zu verwalten. Menschen, die die deutsche Sprache nur unzureichend beherrschen, die grundsätzlich Probleme mit Ordnung haben, die sich mit dem Computer schwertun oder die Vorgänge im fortgeschritte- nen Alter nicht mehr vollends überblicken. Ein blinder IT-Spezialist gehört dazu, „intelligent und digital, aber oft sind die Briefe, die er bekommt, nicht barrierefrei“. Einen Messie hat Elisabeth Träder auch schon betreut. „Vom Sozialhilfeempfänger bis zur Beamtenwitwe ist alles dabei.“ g n a r d n e t a T : o t o F „Papiere zu ordnen, ist kein ,Kram‘, sondern hinterlässt ein gutes Gefühl.“ Sie hilft ihren Klienten, möglichst eigenständig zu leben und nicht zu verelenden, weil sie wichtige Dinge aufschieben oder aus dem Blick verlieren. Viele werfen ihre Post ungelesen auf einen Haufen oder bewahren ihre Dokumentenstapel in Plastik- tüten auf. Gemeinsam sortieren sie die Unterlagen, legen Ordner an, heften ab, werfen weg oder for- dern fehlende Papiere an. „Ich versuche zu unter- stützen, ohne übergriffig zu werden. Wir ordnen nach dem System, das der Klient braucht.“ Vertrau- en seitens der Betreuten gehört auch dazu, denn oft sind es sensible Daten, die die Postpatin zu Gesicht bekommt, Arztbriefe, Kontoauszüge und Ähnliches. In einem Vorbereitungskurs an fünf Abenden wur- de sie auf ihre Tätigkeit vorbereitet. Wie geht man mit den Klienten um? Was gehört zu den Aufgaben eines Postpaten, was nicht? Wie grenzt man sich ab, wenn einen jemand als Privatsekretariat oder Vermögensverwal- tung vereinnahmen möchte? „Aber ein solcher Kurs kann nur das ,Trockenschwimmen‘ sein“, findet Elisabeth Träder rückblickend. „Die Realität lernt man erst später kennen.“ Die Klienten sind überaus dankbar für ihre Dienste. Das Gefühl der Überforderung, die Hilflosigkeit oder gar Panik, wenn wieder ein Schreiben vom Amt auf dem Küchentisch liegt, das sie nicht verstehen, kann sie ihnen in der Regel nehmen. Und auch Elisabeth Träder profitiert: „Es sind so nette Leute dabei!“ Zwar sei jeder Fall völlig anders. Aber am Ende der gemeinsamen Arbeit ist alles voll- ständig und geordnet, alle Aufgaben sind abgearbeitet, alle Rech- nungen bezahlt, keine Frist wurde versäumt, und im Regal stehen wenige, unmissverständlich beschriftete Ordner: „Wohnung“, „Rente“, „Gesundheit“, vielleicht „Erspartes“, manchmal „Hund“. Das Leben kann so einfach sein.