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MiB_Herbst-2016

21 Herr Ruland, Herr Terstappen, wie haben Sie den Einsatz am 22. Juli nach dem Amoklauf am Olympia- Einkaufszentrum erlebt? Volker Ruland: Ich befand mich in der Straßenbahn auf dem Weg zu einem privaten Abendessen, als kurz nach den ersten Schüssen per SMS der Alarm der Münchner Leitstelle einging – der Text ließ bereits vermuten, dass es sich um etwas Größeres als einen Standardeinsatz handelte. Über andere Führungskräfte beim Kreisverband versuchte ich, mehr zu erfahren, sodass bald klar war: Es gab eine Schießerei mit mehreren Toten. Als Leiter des Einsatzstabes fuhr ich in die Zentrale des Kreisverbands und traf mich dort mit den Kollegen. Kaum waren wir eingetroffen, erreichten uns Meldungen über Schieße- reien am Stachus, am Hauptbahnhof und im Hofbräu- haus, die sich erst später als falsch erweisen sollten. Jürgen Terstappen: Unmittelbar nach den ersten Schüs- sen alarmierte die Leitstelle unsere Schnelleinsatzgrup- pen. Ich war zu diesem Zeitpunkt zu Hause und fuhr sofort in die Boschetsrieder Straße zu einer unserer Unter- künfte. Parallel wurde auch mir durch den Funkverkehr klar, dass es sich um einen größeren Einsatz handelte. Die Leitstelle setzte mich als zusätzlichen Organisatori- schen Leiter für den Rettungsdienst ein, der die Versor- gung von Verletzten vor dem Olympia-Einkaufszentrum organisieren sollte. Auch viele weitere Münchner Ret- tungsdienste waren mit ihren Fahrzeugen, Ärzten und Sanitätern vor Ort. Wir kümmerten uns um die ange- schossenen Patienten, die teilweise schwere Verletzun- gen davongetragen hatten und nicht alle überlebten. Während der Evakuierung des Einkaufszentrums durch die Polizei kam es zu weiteren Notfällen: Einige Men- schen litten aufgrund der Aufregung unter Herz-Kreis- lauf-Problemen oder psychischer Dekompensation, bei mehreren Schwangeren setzten die Wehen ein. 21 Pati- enten mussten wir in eine Klinik transportieren. Im Hintergrund arbeitete während dieser ganzen Stunden der Einsatzstab. Was ist seine Aufgabe? Volker Ruland: Wir alarmieren keine Einsatzkräfte, das übernimmt die Münchner Rettungsleitstelle. Aber wir sammeln die Ärzte und Helfer, die sich bei uns direkt ein- satzklar melden, und geben diese Zahlen an die Leitstelle weiter. Sämtliche Rotkreuz-Fahrzeuge – Rettungswagen, Krankentransportwagen, K-Schutz- und Transportfahr- zeuge –, die gerade nicht eingesetzt waren und in der Ga- rage der Zentrale standen, besetzten wir mit zusätzlich alarmiertem Personal. Schnell meldete sich auch der Leiter des Technischen Dienstes und hielt sich mit Perso- nal und Fahrzeugen an seinem Standort für mögliche Unterstützungsanforderungen bereit. Der Fachdienst In- formation und Kommunikation besetzte den aktuellen Funkkanal, sodass wir die offizielle Kommunikation ver- folgen konnten und stets im Bilde darüber waren, was draußen passierte. Während der ganzen Zeit hielten wir Kontakt mit der Gefahrenabwehr-Leitung der Stadt. Wie viele Rotkreuz-Helfer standen am Ende für einen Einsatz bereit? Volker Ruland: Allein vom Münchner Roten Kreuz wa- ren es 140 Ärzte und Helfer mit 19 Fahrzeugen. Zahlrei- „Wir kümmerten uns um die angeschossenen Patienten.“

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