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MiB_Herbst-2016

29 Die Wiesn – für alle ein Highlight Die Zahlen rund um das weltgrößte Volksfest sind be- eindruckend: 14 große Zelte umfassen 100 000 Sitz- plätze, hinzu kommen 75 kleinere Gastronomien und 230 Schaustellerbetriebe – insgesamt kümmern sich während der Wiesn-Tage 12 000 Mitarbeiter um sechs Millionen Besucher. Um die 6700 Verletzte und Er- krankte verzeichnet die Einsatzstatistik des Münchner Roten Kreuzes 2015. Die Personalplanung für den alljährlichen Einsatz auf den vier Wiesn-Sanitätsstationen beginnt bereits Wochen vor dem Anstich. Denn viele der Einsatzkräfte müssen vormittags ihren Dienst antreten und an ih- rem Arbeitsplatz rechtzeitig Urlaub dafür einreichen. So mancher aber beginnt seine Schicht erst spätnach- mittags, nach einem anstrengenden Arbeitstag im Hauptberuf. Doch die Helfer nehmen die Mühen gern auf sich – die Wiesn gilt allgemein als Einsatz-Höhe- punkt des Jahres. Wo sonst kann man in einer solchen Teamgröße zusammenarbeiten? Nirgendwo anders er- lebt man in relativ kurzer Zeit die unterschiedlichsten Meldebilder, auf keinem Einsatz wird man so gefordert wie hier – und kann sein Können unter Beweis stellen. Einen Sanitätskurs haben alle Helfer, die auf der Wiesn zum Einsatz kommen, absolviert. Zusätzlich frischen sie die wichtigsten Maßnahmen Wochen vor- her noch einmal auf. Nur wer die Teilnahme an der Defibrillationsprüfung nachweisen kann, wird einge- teilt. In einem Lehrsaal des Kreisverbandes stoßen die Helfer in Zweier-Teams auf einen fiktiven Notfall, müssen die richtige Diagnose stellen, an einer Puppe die Herz-Lungen-Wiederbelebung mithilfe eines Defibrillationsgerätes durchführen und Sauerstoff verabreichen. An einem weiteren Abend lädt jede Bereitschaft ihre Helfer zu einer organisatorischen Ein- weisung ein: Wie ist die Sanitätsstation aufgebaut? Welche Hierarchien gelten? Welche Prozesse haben sich bewährt? Die erfahrenen Kollegen nehmen den Neulingen die Nervosität und führen sie in die Routine der Abläufe ein. Sanitäter, die auf der Wiesn zum Ein- satz kommen, können dort vermutlich alles anwenden, was sie irgendwann einmal gelernt haben. Und lernen garantiert viel Neues hinzu. gen führen die Einsatzstatistik mit weitem Abstand an. „Letztes Wo- chenende hatten wir eine Frau“, be- richtet Robert Leipnitz, „die fiel mit dem Kopf auf die Tischplatte mit- ten in einen Scherbenhaufen.“ „Im Grunde ist die Wiesn wie eine Klein- stadt“, fasst Nicolas Stamou die Mel- debilder zusammen. „Hier halten sich Hunderttausende Menschen auf – da gibt es den geplatzten Blinddarm ebenso wie den Herzin- farkt.“ „Wenn das Tragen-Team vor Ort merkt, dass es sich um etwas Ernstes handelt, fordert der Tragen- führer einen Arzt nach“, erklärt Ro- bert Leipnitz. „Was macht ihr denn, wenn die Patienten sich nicht helfen lassen wollen oder aggressiv auf Hilfe re- agieren?“, fragt Dieter Reiter weiter. „Bisher wurden wir nur verbal angegangen“, berichtet Robert Leipnitz, „sonst ist glücklicherweise noch nichts passiert.“ „Da hilft nur gutes Zureden“, erläutert Sonja May. „Die meisten verstehen es am Ende.“ Nicolas Sta- mou verweist auf die Menschenkenntnis und das Ein- fühlungsvermögen der Helfer. Vor allem, wenn der Pa- tient erkennt, dass er sich ins gelbe Wagerl legen soll, ist die Hemmschwelle groß. Bei Menschen, die unter Platzangst leiden, kann der Blickschutz geöffnet blei- ben. Aber man braucht sich nur die dummen Sprüche anzuhören, mit denen die Menge eine vermeintliche „Bierleiche“ in der „Banane“ kommentiert. „Wir emp- fehlen, den gelben Aufsatz zu schließen“, meint dann auch Nicolas Stamou. Den Freitagnachmittag des bevorstehenden „Ita- liener-Wochenendes“ haben die vier Sanitäter nun fast hinter sich. Zu Spitzenzeiten befinden sich über hundert Helfer gleichzeitig auf der Wiesn-Sanitäts- station und ihren drei Ablegern auf dem Gelände. „Wenn ich sehe, wie ihr von den Einsätzen zurück- kommt“, bilanziert Dieter Reiter, „ist das ein ganz schön stressiger Job.“ Der kompetente Einsatz des Roten Kreuzes gehört nach seinem Empfinden zum Gesamtkonzept des Oktoberfestes dazu. „Die Helfer sind allseits anerkannt und respektiert. Euch gilt mein höchstes Wohlwollen. Ohne euch könnte man sich die Wiesn gar nicht vorstellen – danke, dass ihr immer wieder mitmacht!“ eindruckend: 14 große Zelte umfassen 100000 Sitz- während der Wiesn-Tage 12000 Mitarbeiter um sechs

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