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MiB_Herbst-2016

31 Weg möchte man für sich selbst wählen? In dieser Abwägungsphase lassen fertige Formulare zum Ankreuzen viele Verfü- gungswillige hilflos statt informiert zu- rück. An der neuen, kostenlosen Broschüre des Münchner Roten Kreuzes „Patienten- verfügung – wie setze ich meinen Willen konkret durch“ hat der Kardiologe und Chefarzt des Kreisverbandes, Dr. Ulrich Hölzenbein, mitgearbeitet. Praxisnah führt sie alle Situationen auf, die Sie bedenken sollten. Konkrete Handlungsanweisungen und Formulierungshilfen ermöglichen das Verfassen einer wirksamen, auf Ihre indi- viduellen Vorstellungen zugeschnittenen Patientenverfügung. Der Anhang enthält zwei fiktive Beispiele sowie ein Formular zum Selbstausfüllen. Es lohnt sich, Zeit und Gedanken auf dieses im ersten Moment unangenehme Thema zu verwenden: Denn nur so schüt- zen Sie sich davor, dass in einer Phase der Hilflosigkeit andere über Ihr Dasein be- stimmen. Mit einer wirksamen Patienten- verfügung findet Ihr Wille Gehör, obwohl Sie ihm nicht mehr selbst Ausdruck verlei- hen können. Kostenlose Broschüren – Anruf genügt! 0 89 / 23 73-2 22 8 ' @ www.brk-muenchen.de/mitgliederbereich/bestellung-von-broschueren mitgliederservice@brk-muenchen.de Jetzt bestellen: Beispielhafte Formulierungen helfen, sich eindeutig auszudrücken. Wie sich eine Patientenverfügung ausformuliert lesen kann, zeigen zwei fiktive Beispiel-Verfügungen im Anhang der Broschüre. Um Ihnen das Abfassen einer eigenen Patientenverfügung zu erleichtern, enthält der Anhang ein Formular zum Selbstausfüllen. Die neue Broschüre „Patientenverfügung – wie setze ich meinen Willen konkret durch“ ist kostenlos erhältlich beim Münchner Roten Kreuz – Bezugsmöglichkeiten siehe Anzeige unten. 24 Patientenverfügung Patientenverfügung von Anna Schwaighofer Ich Anna Schwaighofer, geboren am 26.01.1924 in München, wohnhaft in der Tegernseer Landstr. 33 in 81541 München, habe für den Fall, dass ich außerstande bin, einen eigenen Willen zu bilden oder diesen Willen verständlich zu äußern, weil – ich mich im Endstadium einer unheilbaren und absehbar tödlichen Krankheit befinde – oder weil mein Sterbeprozess bereits unmittelbar und unabwendbar eingesetzt hat – oder weil mein Gehirn nach Einschätzung von zwei erfahrenen Ärzten so schwer geschädigt ist, dass ich aller Wahrscheinlichkeit nach meine Einsichtsfähigkeit verloren habe und daher auch nichts mehr für mich entscheiden und nie wieder mit anderen Menschen in Kontakt treten kann – oder weil ich aufgrund eines sehr fortgeschrittenen Hirnabbauprozesses (z. B. aufgrund einer Alzheimererkrankung) nur mittels künstlicher Zuführung von Nahrung und Flüssigkeit überleben kann – oder weil ich nach einer Gehirnverletzung im Koma liege und meine Fähigkeit zu koordinierten Bewegungen, zur Kommunikation, zum Essen und Schlucken und zum Reagieren auf Reize verloren habe meine vorliegende Patientenverfügung aufgesetzt. Meine Situation und meine Einstellung zum Leben Ich habe ein arbeitsreiches und erfülltes Leben hinter mir. Meine Ehe ist kinderlos geblieben. Meinen Mann und alle meine Angehörigen habe ich überlebt. Ich habe heute niemanden mehr. Die Einsamkeit macht mir sehr zu schaffen. Ich hätte nie gedacht, dass ich so lange lebe. Was habe ich noch zu erwarten? Vor einem Jahr hatte ich bereits zwei kleine Schlaganfälle. Ich weiß auch, dass mein Herz nicht mehr ganz gesund ist und eine meiner Nieren nicht mehr richtig arbeitet. Wenn meine Zeit abgelaufen ist, werde ich dies klaglos akzeptieren. Auch weil ich sehr gläubig bin. Zu meinen Ärzten hatte ich immer großes Vertrauen. Ich möchte aber nicht unnötig leiden und verfüge daher Folgendes: Wenn ich starke Schmerzen, Angst oder Luftnot habe … Ich wünsche bei Bedarf die Verabreichung von Medikamenten, die meine Ängste oder Beschwerden wie Luftnot lindern. Beruhigungsmittel sollen auch dann verabreicht werden, wenn durch sie mein Bewusstsein getrübt wird. Falls meine Erkrankung unheilbar und weit fortgeschritten ist, wünsche ich eine palliativ medizinische Versorgung. Ich weiß, dass die Gabe starker Schmerzmittel mein Leben nicht verlängern wird. Im Gegenteil, die Gabe entsprechender Präparate kann mein Leben unter Umständen um Stunden, Tage, Wochen verkürzen. Dessen bin ich mir bewusst. Ich möchte aber trotz meiner fortschreitenden Erkrankung meine Lebensqualität verbessern und selbstbestimmt meine letzten Tage ohne unnötige Schmerzen leben. Wenn nach ärztlicher Auffassung der Sterbeprozess begonnen hat, bin ich bei unerträg- lichen Schmerzen damit einverstanden, dass ich mit Schmerz- und Beruhigungsmitteln s stark sediert werde, dass ich gegebenenfalls mein Bewusstsein verliere. Wenn ich nicht mehr trinke und esse… Das freiwillige, manchmal sogar bewusste Beenden der Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahm nahe am Tod gehört zum natürlichen Sterbeprozess. Ich halte dies für einen Ausdruck meiner Autonomie und meiner Würde. Ich wünsche daher keine künstliche Flüssigkeits- zufuhr, wenn mein Sterbeprozess eingesetzt hat. Wenn meine Nieren versagen … Ich bin mit einer Dialyse nicht einverstanden. Wenn ich Blut brauche … Ich bin mit einer Blutübertragung nicht einverstanden. Wenn ich nicht mehr atme … Ich lehne eine künstliche Beatmung ab. Wenn mein Herz aufhört zu schlagen … Ich lehne eine Wiederbelebung in jedem Fall ab. Anlage 1: Beispiel der Patientenverfügung von Anna Schwaighofer Patientenv h Blut brauche … pumpt Blut durch unsere Gefäße, Lunge, Leber, Muskeln, nd alle anderen Organe und Körperzellen. Die einzelnen eile des Blutes erledigen auf ihrem Weg durch den Körper chtige Aufgaben. Unter anderem transportieren sie Nährstoffe erstoff, aus dem die Zellen Energie gewinnen. chlichen Körper zirkulieren vier bis sechs Liter Blut. Es kann men, dass wir zu wenig Blut in unserem Körper haben. Zum nach einem Blutverlust aufgrund eines Unfalls oder einer n oder bei einer gestörten Blutbildung. Unser Arzt kann uns ne Infusion in die Vene mit einer Hohlnadel bestimmte Blut- eile wie rote Blutkörperchen, Blutplättchen oder Blutplasma en. Diese stammen aus dem Blut eines Spenders. elhafte Formulierungen: h bin damit einverstanden, dass mir mein Arzt bei Bedarf utbestandteile eines Spenders überträgt.“ h bin mit einer Blutübertragung nicht einverstanden.“ h nicht mehr atme … r atmen, strömt Luft in unsere Lungen. Um dorthin zu gelan- siert die Luft den Mund, die Nasenhöhlen, den Rachen, den , die Stimmbänder und die Luftröhre. Anschließend geht sie wei Hauptbronchien. Die sich dort verästelnden Bronchien ann direkt zu den beiden Lungenflügeln. In der Atemluft ist ff enthalten. Dieser ist lebenswichtig. Er wird in den Lungen Wenn wir nicht mehr ausreichend oder gar nicht mehr atmen, bestehen verschiedene maschinelle Möglichkeiten einer künstlichen Beatmung. Dabei übernehmen externe Quellen oder Hilfen unsere Atmung. Unser Arzt kann uns mittels einer Maske beatmen oder uns unter Narkose einen Schlauch in die Luftröhre legen. Wenn wir aus der Narkose auf- wachen, fühlt sich der Schlauch wie ein Fremdkörper in uns an. Das kann unangenehm sein. Sobald wir wieder allein atmen können, wird der Schlauch entfernt. Beispielhafte Formulierungen: „Möglicherweise kann ich aufgrund eines Unfalls oder einer Krankheit nicht mehr ausreichend atmen. Ich möchte nicht, dass mir ein Schlauch in meine Luftröhre geschoben wird. Mein Arzt soll mir vielmehr eine Gesichts- oder Nasenmaske oder Haube anlegen. Über diese strömt Luft mit Druck in meine Lungen.“ „Ich bin, falls erforderlich, auch damit einverstanden, dass mein Arzt mir unter Narkose einen Schlauch in meine Luftröhre einführt. Hierüber erfolgt die künstliche Beatmung.“ „Es kann sein, dass ich aufgrund eines schweren Hirnscha- dens, einer Rückenmarksverletzung oder einer neurologi- schen Erkrankung die Fähigkeit zur Spontanatmung nicht mehr zurückgewinne. Ich wünsche mir für diesen Fall, dass mein Arzt eine andauernde Beatmung veranlasst.“ „Es kann sein, dass ich aufgrund eines schweren Hirnschadens, einer Rückenmarksverletzung oder einer neurologischen Er- krankung die Fähigkeit zur Spontanatmung nicht mehr zurück- gewinne. Ich lehne in diesem Fall eine künstliche Beatmung ab.“ 33 Patientenverfügung Wenn meine Nieren versagen … Wenn ich Blut brauche … Wenn ich nicht mehr atme … Wenn mein Herz aufhört zu schlagen … Wenn mein Bewusstsein erlischt … Seite 3/4 Anzeige 089 / 2373-2228

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