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MiB_März-2015

17 D as Schreckenswort „Aids“ kommt 1982 gerade erst aus den USA über den Atlantik, als sich die 21-jährige Münchnerin Michaela mit dem HI- Virus infiziert. Bereits während der Beziehung zu ihrem Freund hat die jun- ge Frau erfahren, dass dieser früher heroinsüchtig gewesen war, jedoch lan- ge vor ihrer Begegnung einen Entzug gemacht hatte. Bis Mitte der 80-Jahre glaubt man, nur homosexuelle Männer seien gefährdet. Erst später stellt man fest: Auch Drogenkonsumenten, hetero- sexuelle Männer, Frauen und Kinder kön- nen HIV-positiv sein. Um sich Gewiss- heit zu verschaffen, macht Michaela 1986 einen Test – da ist das Verfahren gerade zwei Jahre alt und die erfolgrei- che Hotelfachfrau mittlerweile glück- lich mit einem anderen Mann verheira- tet. Das Ergebnis ist niederschmetternd: Michaela trägt das Virus in sich und hat nach Aussage ihres Arztes noch zwei Jahre zu leben. Ihr Mann lässt sich eben- falls testen – doch sie hat ihn in all der Zeit nicht infiziert. „Ein Riesenglück!“, sagt Michaela noch heute erleichtert. Obwohl sie keine Krankheitssymp- tome aufweist, denkt sie in kürzeren Zeiträumen. Ihren Traum – eine Welt- reise im VW-Bus – will sie nun nicht länger aufschieben. Das Ehepaar zieht von seiner Wohnung in ein kleines Zim- mer um, lagert den Groflteil der Möbel ein und ersteht vom Ersparten einen ge- brauchten Kleinbus. Ein halbes Jahr geht es nun quer durch Europa. Als sie zurückkommen, fühlt sich Michaela noch lange gut. Nach der In- fektion lebt sie zwölf Jahre, ohne krank zu werden – für damalige Verhältnisse ein beeindruckender Zeitraum. Ab 1994 jedoch verschlechtert sich ihr Zustand: Zunächst verspürt sie eine starke Mü- digkeit. Untersuchungen zeigen, dass ihr Immunsystem sehr geschwächt ist. Sie nimmt Medikamente, behält diese jedoch nicht bei sich und wird schwer krank: Eine Toxoplasmose infiziert ihr Gehirn und ruft eine einseitige Läh- mung hervor. „Es gab damals noch keine Michaela trägt das HI-Virus seit 33 Jahren in sich – dank guter Medikation mittlerweile unter der Nachweisgrenze. Medikamente gegen HIV“, erinnert sich Michaela an die Ausweglosigkeit, „der Krankheitsverlauf war wie der Gang zur Guillotine.“ Ihr Mann pflegt sie aufopferungs- voll und versucht zu trösten, wenn ihre Depressionen die Oberhand gewinnen. Den Beruf hat sie längst aufgeben müs- sen und bezieht eine kleine Rente. Zwei Jahre hält sie durch – immer in dem Glauben, dass der Tod bereits lauert. Doch diese zwei Jahre retten ihr Leben, denn 1996 kommen erste Präparate auf den Markt, die der Ausbreitung der HI- Viren wirksam Einhalt gebieten und das Immunsystem stabilisieren. Übel- keit und juckende Hautausschläge sind die damals unvermeidlichen Begleit- erscheinungen. Doch Michaela ist froh, dass es überhaupt Hoffnung gibt. Zu- nächst rechnet sie nur mit einer Lebens- verlängerung. Doch am folgenden Jah- resende, einen Tag vor Weihnachten, verkündet der Arzt, ihr Immunsystem sei wieder aktiv. „Das war wie ein Weih- nachtsgeschenk!“

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