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MiB_Dezember_2014

28 Report Alfons Schuhbeck war in den Anfängen seiner Berufslaufbahn Pächter der Rotkreuz-Kantine in der Seitzstraße. Zu seinen Aufgaben gehörte die Herstellung des Nachmittags­gebäcks: „Ohne das Rote Kreuz hätte ich das Backen nie so professionell gelernt!“ sind eine prima Kombi – denn viele Gewürze regen den Stoff- wechsel an. Daher sollte man in der Weihnachtszeit, in der man traditionell kalorienreich isst, immer gut würzen.“ Ingwer, Karda- mom, Anis, Apfel und Koriander geben seinem Weihnachtsgebäck eine ganz eigene Note. Dabei liegt die Kombination der Würzung nicht immer nahe: „Würzen hat auch etwas mit Mut zu tun!“ Hajo Gemach, der Fachdienstleiter Betreuungsdienst/Verpfle- gungsdienst des Münchner Roten Kreuzes, verziert ein Brett voller Plätzchen sorgfältig mit Schokoguss. „Als hätten Sie’s Ihr Leben lang gemacht!“, kommentiert Alfons Schuhbeck. Tatsächlich ent- deckte Hajo Gemach seine Leidenschaft fürs Kochen schon früh: Als Student jobbte er in Wirtschaften und arbeitete sich in der Kü- che „von den Salaten bis zum Fleisch hoch“. Parallel engagierte er sich beim Roten Kreuz – und so war es quasi eine logische Folge, dass er irgendwann beim Verpflegungsdienst kochte. Sabine Wag- müller, stellvertretende Vorsitzende des Münchner Roten Kreuzes und ebenfalls Helferin im Verpflegungsdienst, betrieb vor Jahren einen Partyservice und lebt ihr Fach nun im Ehrenamt weiter. Der Jüngste im Bunde, Nico- las Stamou, kam eher zufällig zur Feldküche. Der Student leistet hauptsächlich Sanitäts- dienste, auf der Wiesn, bei Konzerten in der Olympiahalle und im Circus-Krone-Bau oder bei Fußballspielen in der Allianz-Arena. Alfons Schuhbeck, der die Spieler des FC Bayern bekocht, weiß, was die Sanitäter leisten: „Wenn es auf dem Spiel- feld mal ernsthaft brennt, sieht man, was die können! Gäbe es euch nicht, würde etwas Wichtiges fehlen.“ Hajo Gemach berichtet von der Einsatzpalette des Verpfle- gungsdienstes: Da sind die BRK-internen Veranstaltungen wie das alljährliche Symposium sämtlicher bayerischen Schulsanitäter – mehr als achthundert Teilnehmer werden dort bekocht. Oder spontane Einsätze wie die Versorgung von Fahrgästen ausländi- scher Reisebusse, die so manches Mal in der Nacht auf den Auto- bahnen rund um München liegen bleiben. Bis der Ersatzbus ein- trifft, versorgt der Verpflegungsdienst die über viele Stunden fern jeder Raststätte Gestrandeten mit heißem Tee und belegten Bröt- chen. Dann gibt es die sogenannten Großschadensereignisse, wie im vergangenen Jahr den Bombenfund in Schwabing: Während „Und ihr macht das alles ehrenamtlich?“ die alte Fliegerbombe entschärft wurde, mussten Zehntausende Menschen ihre Wohnungen verlassen. Einen Teil brachte das Rote Kreuz in Turnhallen un- ter, und der Verpflegungsdienst sorgte für das leibli- che Wohl. Den bislang wohl größten Einsatz in der Historie erforderte das Hochwasser in Niederbayern 2013: Hajo Gemach und viele weitere Rotkreuzler griffen den Helfern in Passau unter die Arme. Von morgens zwei Uhr bis Mitternacht arbeiteten die Freiwilligen in Schichten; der Münchner Verpfle- gungsdienst verarbeitete die von Firmen gespende- ten Lebensmittel zu Mahlzeiten für täglich fünftau- send Helfer. Die Aktiven in der Feldküche setzen sich aus Sani- tätern aller 36 Münchner Rotkreuz-Bereitschaften zu- sammen. Etwa 30 Helfer pro Einsatz kochen und ge- ben das Essen aus. Zubereitet werden die Mahlzeiten in der ehemaligen Kantine der Hauptverwaltung, der früheren Wirkungsstätte von Alfons Schuh- beck. Abgefüllt in Thermophoren, gelangen sie per LKW – mit Ge- schirr und Besteck für unter Umständen mehrere Tausend Leute – zum Einsatzort. Die meisten Helfer haben einfach nur Spaß an der Küchenarbeit, drei je- doch haben die offizielle Ausbildung zum Feldkoch durchlaufen: Die Auswahl von geeigneten Gerichten für die Massenverpflegung, Mengenberechnungen, die Erstellung entsprechender Einkaufslisten und der Umgang mit dem Gasherd – all dies haben sie profes- sionell gelernt. Die Palette der Mahlzeiten reicht von der Leberkassemmel für Großeinsätze bis zum Ge- schnetzelten mit Reis oder Schweinsbraten mit Knö- deln, wenn es sich „nur“ um tausend zu Versorgende handelt. „Und ihr macht das alles ehrenamtlich?“, fragt Al- fons Schuhbeck nach. Nicolas Stamou nickt, während er die Marmeladenfüllung für sein Plätzchenblech

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