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MiB_Juni-2014

12 Report oder ein Studium absolviert, zum Beispiel in den Bereichen Lehramt oder Wirtschaft. Zum Migrationsdienst kommen sie, um herauszufinden, wie sie ihr Diplom in Deutschland anerkennen lassen kön- nen, was im Prinzip kein Problem dar- stellt. Wir unterstützen sie bei diesem Prozedere und vermitteln sie in einen günstigen Deutschkurs. Rumänien und Bulgarien gehören zur EU; die Menschen dort verfügen in der Regel über eine gute Grundbildung. Meist genügt ein berufs- Türen auf – Herzen auf! Jens Wucherpfennig von der IHK für München und Ober- bayern: „Bei der derzeitigen Diskussion um die Armutszuwanderung aus Bulgarien und Rumänien fühlt man sich zurückveresetzt in das Jahr 2011. Damals ging es um die Öffnung der Arbeits- märkte für Polen und andere mitteleuropäische Staaten. Es wurde vor einer Flut von Billig- und Dumpinglöhnern gewarnt. In der Praxis hat sich nichts davon bestätigt. 72 Prozent der Bul- garen und Rumänen, die nach 2007 nach Deutschland zogen, haben einen festen Job – viele davon als Ärzte, Pfleger und in anderen dringend benötigten Fachberufen. Laut einer Erhe- bung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung lag die Arbeitslosenquote von Bulgaren und Rumänen in Deutsch- land Mitte 2013 bei 7,4 Prozent – und damit kaum über dem aktuellen deutschen Durchschnitt von 7,1 Prozent. Anstatt zu polemisieren, müssen wir eine Sensibilisierung dafür schaffen, dass Zuwanderung im Interesse Deutschlands ist. Sie hilft, Wachstum zu sichern und die Sozialsysteme zu sta- bilisieren. Aus Sicht der bayerischen Wirtschaft ist die Fakten- lage eindeutig. Bereits heute haben wir einen extremen Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. Dieser Mangel wird sich wegen des demografischen Wandels in den kommenden Jahren weiter verschärfen. Damit Zuwanderung gelingt, müssen natürlich die gesetzli- chen Rahmenbedingungen geschaffen werden. In der EU herrscht bereits die Arbeitnehmerfreizügigkeit. Doch auch für Drittstaaten hat sich einiges getan. Nicht-EU-Bürger haben es heute einfacher als früher, in Deutschland eine Arbeit aufzu- nehmen. Ein noch größerer Handlungsbedarf besteht jedoch bei unserer inneren Einstellung gegenüber Zuwanderern. Wir In Rumänien liegt der Durch- schnittslohn bei 300 Euro. Peter Klapper ist Leiter des „Arbeitskreises für Menschen in Not“ des Münchner Roten Kreuzes. Seit über 20 Jahren fährt er mehr- mals pro Jahr mit Hilfsgütern unter anderem nach Rumänien: „Die wirtschaftliche Situation in Rumänien ist katastro- phal: Die Benzin-, Strom-, Gas-, Wasser- und Lebensmittel- preise gleichen sich denen in Deutschland an. Der Mindest- lohn aber liegt bei etwa 200 Euro, der Durchschnittslohn bei 300 Euro im Monat. Davon kann keine Familie existieren, und so arbeiten viele Rumänen in mehreren Jobs. Durch die hohe Arbeitslosigkeit ist das sehr schwierig und ohne Bezie- hungen fast unmöglich, auch nach abgeschlossenem Stu- dium in ein normales Berufsleben einzutreten. Viele Rumänen gehen daher ins Ausland, um dort zu ar- beiten und ihren Familien Geld zu schicken. Es ist bestimmt nicht einfach für eine Mutter, ihre Kinder bei Onkeln, Tanten oder Großeltern zu lassen, um sie dann monatelang nicht sehen zu können. Sie arbeitet dafür, dass die Kinder eine Schulbildung bekommen, einen Beruf erlernen können und in der Zukunft ein besseres Leben haben als das der Eltern. Teilweise nehmen die Arbeitsmigranten sogar in Kauf, in Deutschland in menschenunwürdigen Wohnver- hältnissen zu leben. Aus eigener Erfahrung kann ich von Rumänen aus dem Bergarbeiterdorf Zlatna berichten: Vor Jahren wurde die Mine geschlossen, die Menschen hatten keine Arbeit mehr, und es gibt dort keine Alternative. Auch Facharbeiter sahen sich gezwungen, ins Ausland zu gehen und dort als Saison- kräfte oder in Fleischfabriken zu arbeiten.“ orientierter Deutsch-Crashkurs, um sich hier bewerben zu können. Daneben liefern wir Empfehlungen, wie man in Eigenregie Deutsch lernen kann, da viele Klienten in ihren aktuellen Jobs Überstunden machen müssen und keine Möglichkeit sehen, mehrmals pro Woche einen Kurs zu besuchen. Doch ihre Arbeit in Bereichen, für die sie überqualifiziert sind, empfinden sie immer noch als besser als ihre bisherige Situa- tion im Heimatland. In einigen deutschen Großstädten wurden Migranten aus Rumänien und Bulga- rien vermehrt mit Bettelei in Verbindung gebracht. Das ist nach unserem Eindruck jedoch in den Medien übermäßig aufgeblasen worden. Für München können wir das nicht bestätigen. Wir erleben junge, motivierte Leute, die hier so schnell wie möglich in ihrem erlernten Beruf eine Stelle finden möchten. Sie sind nicht darauf aus, den ganzen Tag zu Hause zu sitzen und von unserem Sozialsystem zu profitieren.“

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