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MiB_Juni_2016

17 Die Münchner Fotografin Marion Vogel verließ mit Anfang 20 ihren Partner und kündigte ihren Job als Versicherungs- kauffrau, um in Ägypten Tauchlehrerin zu werden. Diese Idee entwickelte sich zu einer anderthalbjährigen Reise durch verschiedene Länder. Als Marion Vogel zurückkam, wagte sie einen beruflichen Neustart als freie Fotografin. Nicht immer lief alles nach Plan, und sie musste lernen, Krisensituationen mit Zuversicht und Optimismus zu meistern. Über ihre Erfahrungen hat sie das Buch „Vogelfrei um die Welt – vom Suchen und Finden“ (Kastner Verlag) geschrieben. „Konzentrieren Sie sich auf die Gegenwart!“ „Wenn es mir nicht gut geht, versuche ich ganz bewusst, dankbar für das zu sein, was ich bereits habe: meine Familie, gute Freunde, Gesundheit. Wenn man sich vor Augen führt, wie viel Schönes man im Leben hat, tritt der momentane Frust auto- matisch in den Hintergrund. Oft sehen wir die positiven Dinge gar nicht mehr, weil wir sie für selbstverständlich halten. Das aktuelle Problem beherrscht unser Denken und verzerrt die Wahrnehmung dafür, wie fest wir doch eigentlich im Leben stehen. Ebenso hilft es, sich ganz auf die Gegenwart zu konzentrieren, statt Ängste vor der Zukunft aufzubauen oder mit Vergangenem zu hadern, das man ohnehin nicht mehr ändern kann. Den Augenblick genießen, sich auch an Kleinigkeiten erfreuen – einem Lächeln, den Sonnenstrahlen, einer Blume – erdet auf angenehme Weise und schafft Raum für positive Gefühle. Denn jede Situation hat auch eine gute Seite: Wer es schafft, die zu sehen, kann das Negative besser einordnen und verar- beiten. Ich weiß, das klappt nicht immer, aber man kann es üben. Während meiner Reise wurde ich zum Beispiel einmal in Asien wegen einer Lebensmittelvergiftung in ein Krankenhaus eingeliefert. Ich war allein, die Zustände im Krankenhaus waren besorgniserregend und es regnete tagelang Bindfäden. Mein Seelenzustand war auf dem absoluten Tiefpunkt, ich fühlte mich hilflos und verlassen. Je mehr ich mich in diese Stimmung hineinsteigerte und in Selbstmitleid versank, desto schlechter ging es mir. Erst als ich losließ und mich den Umständen fügte, konnte ich das Positive sehen: Asiatinnen, mit denen ich mich anfreundete, die Freiheit des Reisens und dass es nur eine Lebensmittelvergiftung war, die mein Unwohlsein verursacht hatte. Ich pflegte mich und zog daraus neue Energien. So war ich bald wieder gesund, und nach ein paar Tagen schien auch wieder die Sonne. Den Mut, damals alles hinter mir zu lassen, hat mir mein Bauchgefühl gegeben: Ich wusste, Tauchlehrerin zu werden würde mich zu diesem Zeitpunkt erfüllen und weiterbringen. Aber um aus eigenem Antrieb Zuversicht entwickeln zu können, muss man sich selbst gut kennen und seinem Inneren vertrauen. Wer in sich hineinhört, dabei aber nichts spürt, hat sich selbst verloren und muss sich erst wie- der finden. Meine Findungsphase war das Reisen. Während meiner langen Tour habe ich meine Freude am Fotografieren entdeckt und meine Fähigkeiten aus- bauen können. Aber da hat jeder seinen eigenen Weg. Man sollte wissen, was man gut kann und was einem Freude bereitet. Mit diesem Wissen kann man Zuversicht für seine Vorhaben entwickeln oder durch die positiven Gefühle bei diesen Tätig- keiten wieder eine allgemeine Zuversicht gewinnen. Und wenn es doch einmal abwärtsgeht, hilft vielleicht das Wissen: Nur wer schlechte Zeiten kennt, kann die guten genießen. Und die kommen wieder, ganz bestimmt.“

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