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MiB_Juni_2016

21 Valentin Vollmer studierte Pädagogik und Psychologie, bevor er sich ehrenamtlich beim Münchner Roten Kreuz engagierte. Dort ist er der fachliche Leiter des Fachdienstes Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) und unterstützt mit seinem Team sowohl Rotkreuz- Helfer nach belastenden Einsätzen als auch im Rahmen der Krisenintervention Menschen nach traumatischen Ereignissen. „Reden hilft!“ „Dass unsere Kolleginnen und Kollegen in ihrer Tätig- keit im Haupt- und Ehrenamt in Rettungsdienst-Ein- sätzen schreckliche Dinge sehen müssen, ist das eine. Dass nicht jeder Einsatz gut verarbeitet wird und man nicht mehr seinen Dienst verrichten kann, ist das an- dere. Wenn dies passiert, unterstützen wir vom Fach- dienst PSNV unsere Rotkreuz-Helfer und helfen ihnen dabei, das Erlebte zu bewältigen. Dabei zeigt sich, dass es unglaublich erleichternd sein kann, wenn man über den erlebten Einsatz, die dabei empfundenen Gefühle und die persönlichen Folgen spricht. Speziell geschulte Kolleginnen und Kollegen, die selbst lang- jährige Rettungsdienst-Erfahrung haben, begleiten diese Menschen dann entweder in Einzelgesprächen oder auch in Gruppenrunden mit der jeweiligen Ein- satz-Einheit. Manchmal höre ich, dass man als Helfer stark sein muss, keine Schwäche zeigen darf und weiter funktio- nieren muss – früher gab’s nach einem schwierigen Einsatz halt einen Schnaps. Interessanterweise spre- chen die Helfer, die bereits nach einem belastenden Einsatz unsere Hilfe in Anspruch genommen haben, anders. Denn es ist keine Schwäche, sondern eine Stärke, sich einzugestehen, dass man nicht alles allein bewältigen kann, sondern manchmal einen fachkun- digen Kollegen braucht, der versteht, wovon man spricht. Wenn die Bilder im Kopf einen nicht mehr loslassen, dann muss man das nicht mit sich selbst ausmachen und schweigen, sondern sollte darüber sprechen!“ zu essen zu beschaffen. Und ich fand heraus, wo die Lebensmittel lagerten und wie man unentdeckt an Essbares kommen konnte. In Texas wurden wir einer Baumwollfarm zugeteilt und zur Ernte auf die Felder geschickt. Die Arbeit war hart, aber im- merhin bekamen wir zu essen, um bei Kräften zu bleiben. Auf dem Nachbarfeld arbeiteten afroame- rikanische Baumwollpflücker, und wir beobachte- ten, dass sie viel flinker und geschickter beim Ab- ernten der Sträucher waren als wir. Wieder war es mein Ehrgeiz, mir ihre Methode abzugucken, was mir gelang: So konnten wir unsere Arbeit spürbar erleichtern und gleichzeitig unsere Erntemenge steigern. Nach einem Jahr amerikanischer Gefangen- schaft wurden wir wieder auf ein Schiff verfrach- tet, das in Richtung Europa fuhr. Freudig bewegt glaubten wir, unsere Gefangenschaft sei beendet und wir kämen wieder nach Hause. Doch als die Küste bereits in Sicht war, drehte unser Dampfer plötzlich ab und fuhr gen Norden! Nach und nach wurde uns klar, dass unsere Gefangenschaft wohl in Großbritannien weitergehen sollte. Wir waren sehr niedergeschlagen, vor allem, als unser Trio im Anschluss auch noch getrennt wurde. Ich kam wie- der auf eine Farm, was ich trotz allem als glückli- chen Umstand empfand. Wir Gefangenen wurden sehr kurz gehalten, streng bewacht, aber auch hier konnte ich das Positive sehen: Ich arbeitete an der frischen Luft, bekam dreimal täglich genug zu essen und freundete mich bald mit der Farmer- familie an. Noch zu meinem 90. Geburtstag haben sie mir persönlich gratuliert! Mit Mitte 90, meine Frau saß bereits im Roll- stuhl, wollte ich mich nicht damit abfinden, mit ihr keine Ausflüge mehr machen zu können. Also fuhr ich so lange im Münchner S-Bahn-Netz herum und besorgte mir Informationen auch über weiter entfernte Bahnhöfe, bis ich Routen gefunden hatte, die man mit dem Rollstuhl bereisen konnte. So waren wir trotz unseres hohen Alters und der Be- hinderung meiner Frau immer noch mobil und machten die schönsten Ausflüge: nach Nürnberg, ins Fränkische Seenland oder zum Kaffeetrinken in den Schlosspark Possenhofen. Das beweist: Wenn man einen starken Antrieb hat und lange genug sucht, findet sich auch in einer unguten Situation oft eine Lösung, welche die Lage verbes- sert und die Stimmung hebt.“

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