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MiB_Juni_2016

29 Claudia Gensler hat sich den Knöchel ver- staucht. Markus Othmer nimmt neben ihr im Rettungswagen Platz, um genau zu verfolgen, wie Rettungs- sanitäter Paul Main fachgerecht eine Kühlman- schette am geschwollenen Gelenk anlegt. oft nur unzureichend und sorgen deshalb nicht für ei- nen ausgeglichenen Flüssigkeitshaushalt.“ Die richtige Energiezufuhr ist ein weiteres Kriterium, auf das der Arzt Wert legt. Zwar verlangt der Ausdauersport nach hochwertigen Kalorien, trotzdem sollten die Läufer di- rekt vor der Veranstaltung nicht zu viel oder zu schwer essen, das belastet den Kreislauf. Die nötigen Kalorien und vor allem Mineralien können die Teilnehmer während des Laufs am besten mit Trockenfrüchten, Bananen oder Energieriegeln zu sich nehmen. Teammitglied Paul Main ist Rettungssanitäter und seit fünf Jahren beim BRK. Wenn er nicht gerade ehren- amtlich für den Rettungsdienst unterwegs ist, arbeitet er im Krankenhaus. In seinem Beruf profitiere er von den Erfahrungen als BRK-Sanitäter, und umgekehrt sei es genauso. Er weiß, dass bei Marathonläufen über- wiegend geübte Athleten antreten. „Die können ganz gut einschätzen, wie lange sie laufen sollten und wie ihre körperliche Verfassung ist. Trotzdem gibt es im- mer wieder Freizeitläufer, die leichtsinnig an die Sache herangehen und untrainiert sind. Wenn dann tatsäch- lich einer mit Herz-Kreislauf-Stillstand umfällt, haben wir alle Möglichkeiten, den Patienten im Rettungs- wagen so weit zu stabilisieren, bis er ins Krankenhaus transportiert und dort optimal weiterversorgt werden kann.“ Markus Othmer will wissen, ob die Helfer Menschen, die sich aus Leichtsinn verletzen, auch einmal zurecht- weisen. „Der beste Unfall ist der, der überhaupt nicht passiert“, entgegnet Kilian May. Daher gehöre auch die Unfallvermeidung zu ihren Aufgaben. Die Rettungs- kräfte beobachten die Menschen und erkennen schnell, wenn jemand körperlich an der Grenze ist oder sich ei- nem Risiko aussetzt. „Bei einem Radrennen greifen wir schon mal zu Schaufel und Besen und kehren in der Kurve den Schotter zusammen. Dafür sind wir uns nicht zu schade, denn dadurch vermeiden wir Stürze.“ „Ihr macht einen Monsterjob“, drückt Markus Oth- mer seine Hochachtung für die Helfer aus, „für mich seid ihr Helden.“ Der Sportjournalist berichtet von dem einzigen Mal, als er die Hilfe des Rotkreuz-Sanitäts- dienstes am eigenen Leib erfuhr. Der aktive Fußball- spieler tritt hin und wieder mit seinem Heimatverein, dem 1. FC Nürnberg, an. Beim Einlaufen wollte er ein letztes Mal seine hintere Oberschenkelmuskulatur deh- nen und beugte sich mit dem Oberkörper nach vorn. „Im selben Moment entschloss sich mein Vordermann, seine vordere Oberschenkelmuskulatur zu dehnen, und kickte mir dabei mit seinem stollenbewehrten Schuh direkt an den Kopf. Ich ging erst einmal zu Boden. Zum Glück waren gleich die Sanitäter des Roten Kreuzes zur Stelle und haben mich am Spielfeldrand fachmännisch versorgt. Die Platzwunde musste getackert werden, und für mich war das Spiel schon gelaufen, bevor es angefangen hatte. Wegen dieser Begebenheit muss ich mir noch heute so manchen Spott anhören.“ Damals sei er froh gewesen, dass die Sanitätskollegen vor Ort waren. „An dieser Stelle sage ich ausdrücklich Danke, denn das geht manchmal unter.“ Die Helfer freuen sich über das Lob. Auch das Lä- cheln eines Patienten sei eine Belohnung, die sie für ihre zeitraubende und oft an physische wie psychische Grenzen gehende Arbeit im Rettungsdienst entschä- dige, schildert Andreas Fröhlich. Der Sanitäter, im Hauptberuf Landschaftsgärtner, ist seit 35 Jahren ehren- amtlich beim Münchner Roten Kreuz aktiv. Er schätzt den Teamgeist und das Zusammengehörigkeitsgefühl. „Für uns alte Hasen ist es besonders wichtig, jüngere Menschen zum Sanitätseinsatz zu motivieren.“ Trotz al- ler Erfahrung lerne auch er immer wieder Neues dazu. Kilian May bleibt per Funk mit der Einsatzleitung in Kontakt. Es könnte ja sein, dass er mit seinem Team schnell den Standort wechseln muss. Denn da inzwi- schen der komplette Läufertross den Startpunkt passiert hat, wird es ruhiger um den Rettungswagen. Die An- feuerungsrufe der Zuschauer hallen noch durch den Olympiapark, aber die Vögel haben mit ihrem Gezwit- scher wieder die akustische Oberhoheit erlangt.

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