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MiB_Juni_2016

as ist nur los mit dem Kind? Bislang immer vergnügt und unternehmungslustig, wirkt das eigene Fleisch und Blut, das man so gut zu ken- nen meinte, plötzlich verzagt, gibt Widerworte, will abends nicht einschlafen und benötigt in manchen Nächten sogar wieder eine Windel. Eltern sollten dieses ungewohnte Verhalten nicht als „Phase“ ab- tun – auffällige Verhaltensänderungen bei Kindern haben einen Grund. Und dieser scheint den Spröss- ling so zu belasten, dass die Unbeschwertheit auf der Strecke geblieben ist. Meist müssen die Eltern nicht lange überlegen, um der Ursache auf die Spur zu kommen: Vielleicht steht für ein Kleinkind der erste Tag in der Kita an, und es hat Angst vor dem neuen Tagesablauf, den fremden Betreuerinnen und dem ungewohnten All- tag in der Gruppe. Danach kann es die Einschulung sein, der ein Kind unsicher entgegensieht – reden die Erwachsenen doch ständig davon, dass nun der Ernst des Lebens anfange und man sich anstrengen müsse, um den Anforderungen gewachsen zu sein. Ein Umzug, und sei es nur in ein anderes Wohnvier- tel, stellt vieles Gewohnte infrage: Das Kinderzim- 09 mer wird nicht mehr so aussehen wie das bisherige, die Freunde rücken in unerreichbar erscheinende Ferne, und ein anstehender Kindergarten- oder Schulwechsel bedeutet eine zusätzliche Herausforderung, der sich der Nachwuchs unter Umständen nicht gewachsen fühlt. Oder Mama erwartet ein Baby: Bedeutet dies wirklich eine Bereicherung oder nicht doch eher unliebsame Konkurrenz? Eine Katastrophe für Kinder jeden Alters ist die Trennung der Eltern: Steht diese im Raum – und findet sie womöglich noch unter emotionalen Spannungen zwischen den Erwachsenen statt –, geraten auch ältere Jugend- liche nicht selten aus dem Tritt. Umso hilfloser und bedrohter fühlen sich kleine Kinder, die nicht verstehen, was da gerade passiert, aber sehr sensibel eine existenzielle Bedrohung ihres bisherigen Daseins wahrnehmen. Die meisten Erwachsenen haben bereits mehrere Lebens- umbrüche hinter sich: den Auszug aus dem Elternhaus, das Einleben in der Ausbildungs- und Berufswelt, vielleicht schon eine Trennung vom Partner oder den Tod eines geliebten Ver- wandten. Kinder müssen das Vertrauen darin, dass das Leben auch nach einer Veränderung gut weitergehen kann, dass sie die Phase beeinflussen können und bewältigen werden, erst aufbauen. Sie sehen zunächst die Gefahr, dass die Verlässlich- keit ihrer gewohnten Lebenswelt zu Ende geht. Der neue Ab- schnitt erscheint ihnen nicht beherrschbar oder lässt zumin- dest Komplikationen erwarten. Das macht Angst. Doch indem die Eltern feinfühlig auf die Verunsicherung ihres Kindes ein- gehen, können sie ihm viel von seinen Sorgen nehmen. W Kita-Eingewöhnung und Einschulung > Kleine Kinder haben ein starkes Bedürfnis nach Bindung. Sehen sie diese in Gefahr, beispielsweise weil statt der Mutter nun die Erzieherin oder der Lehrer einen Teil der Betreuung übernimmt, kann das Einfühlungsvermögen der Pädagogen einiges abfedern. Denn eine sichere Mutter-Kind-Bindung Was so mancher Erwachsene auf- regend findet – die Familie vergrößert sich, der Beruf führt in eine fremde Stadt, eine neue Partnerschaft bahnt sich an –, kann den Familiennach- wuchs überfordern. Eltern, die ihren Kindern behutsam durch diese Veränderungen helfen, vermitteln ihnen wichtige Lebenskompetenz. Teil 2 unseres Erziehungsratgebers der Pädagogen aus den Kindertages- stätten des Münchner Roten Kreuzes. Eine neue Lebensphase steht an: Nicht immer ist der Nachwuchs davon begeistert. Rechtzeitige Ankündigungen, kindgerechte Erklärungen und die Einbindung der Kleinen können ihnen eventuelle Befürchtungen nehmen.

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