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MiB_Juni_2016

Birgit Thierer aus Pullach schöpft Zuversicht aus Glauben, Musik und Engagement. Vor zehn Jahren gründete sie mit Freunden die deutsch- sprachigen Pullacher Gospelchöre, in denen Kinder, Jugendliche und Erwachsene singen. „Sich etwas Höherem anvertrauen“ „Gospelmusik geht direkt ins Herz und berührt emotional, besonders unsere deut- schen christlichen Texte. Unsere Musik öffnet Herzen und vermittelt, was ,echte‘ Werte sind. Werte, die im Leben wirklich zählen: Liebe, Freundschaft, Mitgefühl, Solidarität, Hilfsbereitschaft. Unser Miteinander im Chor erfüllt mich mit Zuver- sicht: Wir singen nicht nur und haben Spaß dabei, sondern wir engagieren uns damit auch für andere, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Musik und Glaube können viel Gutes bewirken, egal, in welcher Sprache man singt und welcher Religion man angehört. Ein Lied, das mich immer wieder mit großem Gottvertrauen erfüllt, ist ,Let it be‘ von den Beatles: Wer in Zeiten der Dunkelheit mit Problemen kämpft, kann auf göttlichen Beistand bauen – er muss es nur zu- lassen. Diesen Text muss man sich einmal ganz genau anhören. Loslassen, seine Sorgen abgeben – das ist der eigentliche Kern des Glaubens in allen Religionen. Ich bin in einer frommen Familie aufgewachsen, wir waren Mitglieder einer Freikirche. Dort hat mir vieles überhaupt nicht gefallen! Aber was ich, trotz aller Probleme, von dort mitgenommen habe, ist ein tiefes, fest verwurzeltes Gottver- trauen. Die Verbundenheit mit Gott und die Gemeinschaft mit Menschen, die dies verstehen und teilen, sind wichtig für mich, all das gibt mir ein inneres Zuhause. Zweifel sind selbstverständlich erlaubt, gerade in Zeiten wie diesen: Natürlich frage ich mich, warum es Bomben, Terror und Flucht geben muss und auch noch Gott dabei vorgeschoben wird. Doch zum Glück richtet mich der Gedanke an eine höhere Macht, die unabhängig von Religionen und Konfessionen ist, immer wieder auf. Im vergangenen Jahr habe ich meine 20-jährige Tochter in Taizé besucht: Die ökumenische Gemeinschaft, die sich 1949 im Osten Frankreichs angesiedelt hat, zieht Tausende junge Menschen an. Man singt und betet gemeinsam, es finden 19 Diskussionen und Workshops statt. Da- bei herrscht eine durch und durch frie- denstiftende Atmosphäre. Wenn junge Menschen in verschiedenen Sprachen gemeinsam in der Kirche singen und überall Kerzen brennen, dann spürt man einen einzigartigen Gemeinschaftsgeist. An jedem Freitag wird ein großes Kreuz aufgestellt, und wer mag, kann seine Sorgen dorthinbringen. Das hat wieder etwas mit Abgeben und Loslassen zu tun: Du kannst dich etwas Höherem anver- trauen. In Taizé ist es egal, aus welchem Land die Teilnehmer kommen und in welchen sozialen Verhältnissen sie leben: Dort ist jeder gleich, wird herzlich aufge- nommen und ist mit den kärglichen Um- ständen der Unterkünfte zufrieden. Wir hatten uns mit einer Gruppe aus der Ukraine angefreundet. Als wir aus erster Hand vom Alltag im Krieg dort hörten, hat das für mich vieles, das mich in Deutschland bedrückt, relativiert: Man muss die eigene Situation nicht immer am Optimum messen, sondern sich stets bewusst machen, wie gut es uns Deut- schen geht und welch herausragendes Leben wir hier führen. In diesem Sommer werde ich es wie Hape Kerkeling halten und ein Stück des Jakobswegs pilgern. Ich freue mich auf diese spirituelle Reise und bin gespannt, was passiert.“ Schöne wahrzunehmen. Wir Hospitessen sind oft überrascht, wie gefasst manche Schwerkranke mit ihrer Situation umgehen: Statt zu schauen, wie viel mehr andere können, konzentrieren sie sich darauf, was ihnen selbst noch möglich ist. Sie freuen sich bereits darüber, dass sie morgens keine Schmerzen haben oder ihnen jemand etwas mitbringt. Wer es gar nicht allein aus dem schwarzen Loch schafft, sollte sich einem anderen Menschen anvertrauen und ihm von den Ängsten und Unsicherheiten erzählen. Falls konkrete praktische Probleme gelöst werden müssen, kann man vielleicht gemeinsam überlegen, wie der Alltag besser organisiert werden kann. Und wenn der Alltag wieder läuft, verschwinden oft auch die Sorgen.“

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